BVB Fundament

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Schwejk, Dienstag, 10. April 2012, 20:58

.... morgen nicht im Kader.

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walter, Dienstag, 10. April 2012, 22:04 @ Schwejk

Eine vernünftige Entscheidung.

Eine vernünftige Entscheidung war es ebenfalls, heute vor 30 Jahren den "Ratinger Hof" aufzusuchen. Los Gringos und ATA .......und und und

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Schwejk, Dienstag, 10. April 2012, 22:17 @ walter

Eine vernünftige Entscheidung.

Eine vernünftige Entscheidung war es ebenfalls, heute vor 30 Jahren den "Ratinger Hof" aufzusuchen. Los Gringos und ATA .......und und und

You're absolutely right. :-)
Ebenso vernünftig dürfte meine Entscheidung gewesen sein, etwa zum selben oder ewas früheren Zeitpunkt die MusicHall in Steglitz aufzusuchen.

Der übliche "Cadillac-Day"-Disco-Betrieb wurde unterbrochen und eine mir noch unbekannte Combo sorgte für ein Erweckungsgefühl: Peter Heins MITTAGSPAUSE.

Danach sofort zum "Zensor" und die legendäre Doppel-EP erstanden. A real collector's item. *smug*

MITTAGSPAUSE immer noch one of my all-time faves.

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Schwejk, Dienstag, 10. April 2012, 22:38 @ Schwejk
bearbeitet von Schwejk, Dienstag, 10. April 2012, 22:44

Zum "Zensor" und zu seinem Laden, in dem es zum historisch legendären Treppensturz John Peels mal kam:

Von Independent zu Indie

Ende der 1970er-Jahre entstand in vielen westlichen Ländern eine musikalische Bewegung aus dem (Frei-)Geist des Post-Punks. Das logistische Herz der Bewegung waren Independent-Labels. Über die Jahrzehnte schrumpfte Independent zu Indie, Indie wurde zum Genrebegriff und zur Bezeichnung eines Lebens- und Konsumstils.

Unabhängig von großen Unterhaltungskonzernen, nicht aber vom Markt, gründeten etwa Alfred Lion und Francis Wolff 1939 die Firma Blue Note. Bald avancierte das Label zu einem der wichtigsten der Jazz-Geschichte. Heute ist Blue Note eine Marke in der Angebotspalette des Unterhaltungskonzerns EMI.

Konfrontation Punk
Die Independent-Bewegung ist ein Produkt der Punk- und Post-Punk-Ära. Punk machte 1976/77 Tabula Rasa: erst einmal alles weghauen, um Neues zu erfinden. So haben viele künstlerische Bewegungen angefangen. Punk suchte die Konfrontation mit dem Establishment, auch mit den sogenannten Major Labels. Das hatte neben den symbolischen auch reale Gründe. Es ging um die größtmögliche Unabhängigkeit in künstlerischen, politischen und ökonomischen Fragen. Diese Freiheit war bei den bestehenden Plattenfirmen nicht zu haben. Also wurden eigene Firmen gegründet. Einige dieser Independent-Labels aus den späten 1970er-Jahren existieren in dieser oder jener Form bis heute, darunter Stiff, Rough Trade oder Mute.

Auch in Deutschland gründeten junge Enthusiasten Plattenfirmen, um ihre Musik zu vertreiben. Nach dem Vorbild des Londoner Rough-Trade-Shops koppelten diese Pioniere ihre Labels an einen Schallplatten-Laden. Der Berliner Punk-Fan Burkhardt Seiler fuhr 1978 nach London, auf der Suche nach dem neuen Sound. Für 600 Mark kaufte er Singles und lernte Geoff Travis kennen, den Betreiber des Rough-Trade-Labels. Seiler wurde zu einem seiner Exportkunden, gab sich den Namen Zensor und eröffnete 1979 im Hinterzimmer einer Klamotten-Boutique den Laden Zensor-Schallplatten.
Vom Fan zum Labelmacher
Das Zensor-Repertoire bestand aus Importen aus Großbritannien und den USA. Dem Regal mit den obskuren deutschen Produktionen, die ihm über seine Kontakte zuflogen, verpasste Zensor einen Namen, der Geschichte machen sollte: Neue Deutsche Welle. Der Zensor-Laden wurde zu einer Keimzelle der deutschen Independent-Bewegung. Im Keller spielten Bands wie Mania D (später Malaria), Mittagspause (später Fehlfarben) und die Deutsch-Amerikanische Freundschaft sowie die Genialen Dilletanten (die bewusst dilettantisch zur falschen Rechtschreibung griffen) um Frieder Butzmann und die Einstürzenden Neubauten.

Zensor, das war alles: Plattenladen, Plattenlabel, Versand, Vertrieb, Kommunikationszentrum. Zur selben Zeit entstanden in vielen deutschen Städten im Do-It-Yourself-Modus ähnliche Firmen. In Hamburg gründete Alfred Hilsberg ZickZack, später das einflussreiche Label What’s So Funny About, neben L’Age D’or die Heimstätte der sogenannten Hamburger Schule um Bands wie Blumfeld, die Sterne und Tocotronic. Musiker von Der Plan bauten in Düsseldorf die Firma Atatak auf.
Hauptsache independent
Ein Prototyp des Independent-Aktivisten ist der Münchner Peter Wacha. 1979 startete er das Punk-Fanzine Upstart, nannte sich fortan selbst Upstart – und startete nach und nach den Plattenladen Optimal, die Plattenfirmen Disko B und Chicks On Speed (mit der gleichnamigen Band) und Clubs wie Ultraschall und Rote Sonne. Viele Aktivisten der Generation Upstart sind bis heute dabei. Alle haben ihre Kompromisse und Kooperationen mit den Major-Labels gemacht.

Doch auch jenseits der wirtschaftlichen Kategorie entwickelte der Begriff Independent in der Postpunk-Ära neue Bedeutungen. Er wurde zur Genre-Bezeichnung und zum Namen einer Bewegung, die von musikalischen, kulturellen und politischen Motiven getrieben war. Die Motive waren so diffus und heterogen, dass sich viele drauf einigen konnten, Hauptsache independent. Bis Mitte der 1980er-Jahre erlebte die Popmusik eine beschleunigte Phase der Innovationen: Tag für Tag entstand aufregende Musik, meistens auf unabhängigen Labels.
Indie-Lifestyle

Independent wurde zum Markenzeichen, zum Synonym für Anti-Establishment-Musik, zum Gegenmodell des verhassten sogenannten Mainstreams, für den vor allem die Major-Labels standen. Independent wurde zu einer Frage der Moral. Wer von einem Indie-Label (diese Verniedlichung schlich sich Mitte der 1980er-Jahre ein) zu einem Major wechselte, verkaufte seine Seele. Die großen Konzerne lernten schnell und erweiterten flexibel ihre Geschäftsmodelle. Um 1989/90 gründeten sie reihenweise Subunternehmen nach dem Vorbild der Independents, oft genug mit Personal, das sie Independents abwarben. Auch mit sogenannten Alternative-Departments zielten die Majors auf den Indie-Markt.

Indie und Alternative wurden zu voneinander abgegrenzten Genre-Begriffen und verloren ihre politischen und sozialen Implikationen. Independent von was? Alternative to what? Solche Fragen stellten nur noch Nörgler und Nerds. Unterdessen wurde das Indie-Segment zügig zu einem Lifestyle ausgebaut: Mode, Clubs, Kino, Festivals, Internet – im 21. Jahrhundert ist Indie ähnlich wie Hip-Hop ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Zugleich eignet sich Indie als dehnbares Label zur Selbstverortung im anstrengenden Multioptions-Alltag.

Aus einer diffusen Bewegung namens Independent zu einem Milieu, der „Indie-Szene“ geworden, ist Indie heute mehr als ein ökonomisch-technischer Terminus: ein musikalischer Genrebegriff und eine ethisch-moralische Kategorie; er hat eine modische Komponente und immer noch eine politische.
Klaus Walter ist Radio-DJ, Autor und Moderator. Seit 2008 arbeitet er als Redakteur und Moderator bei dem Internetradio ByteFM, das 2009 den Grimme Online-Award gewann.

Copyright: Goethe-Institut e. V., Internet-Redaktion
Dezember 2011

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