BVB Fundament

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"Tatort Dortmund"

Herr Hrdlicka, Dienstag, 06. März 2012, 09:47

Moin, liebe Fundis!

Ein „Update“ hierzu:

http://www.bvb-fundament.de/index.php?id=30063

"Über 30 Jahre nach der Schimanski-Erstausstrahlung kehrt der 'Tatort' ins Ruhrgebiet zurück – nach Dortmund. Doch die Stadt bleibt Kulisse. (…)

‚Essen und Duisburg fielen aus’, sagt sie [WDR-Intendantin Monika Piel, Rheinisch-Bergischer Kreis; H. R.] (…) – dort verkörperten von 1974 bis 1991 schon Hansjörg Felmy und Götz George die Kommissare Heinz Haferkamp und Horst Schimanski. Faktisch blieben damit nur noch Bochum oder Gelsenkirchen – ein ‚Tatort’ aus Castrop oder Waltrop ist undenkbar. (…)

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Tatort-Team Dortmund. Hat mit der Nordstadt soviel zu tun wie Mitte mit Mahrzahn. Bild: dpa

Viele Städte hätten sich um die Dreharbeiten bemüht, betont die WDR-Chefin (…): ‚Wir wurden angeschrieben. Uns wurde dargelegt, warum welche Stadt besonders geeignet ist’, beschreibt sie die Bettelbriefe aus den Rathäusern. ‚Dortmund ist die größte Stadt des Ruhrgebiets’, sagt Piel dann noch. ‚Spannend’ sei auch ‚der Strukturwandel’ nach dem Aus für die Schwerindustrie.

‚Ich habe keinen Brief geschrieben’, kontert Ullrich Sierau. Dortmunds Oberbürgermeister ist in der SPD, und die stellt seit Kriegsende ohne Unterbrechung das Stadtoberhaupt - mag die absolute Mehrheit im Stadtrat auch seit Jahren verloren sein. (Dortmund), (d)as Aushängeschild der (...) SPD, die (Herbert) Wehner [taz: "Helmut" (sic!) Wehner; H.R.] ‚Herzkammer der Sozialdemokratie’ genannt hat, muss nicht um einen Fernseh-
krimi betteln
, soll das wohl heißen.

Dann holt Sierau nach, was Piel versäumt hat: ‚Echt, authentisch, ehrlich’, seien die Dortmunder, lobt er seine Stadt. In Dortmund werde niemand ein Negativ-Image fürchten wie in Duisburg, als dort Schimanski durch den dreckigen Hafen zog. Und noch ein als Spitze gemeinter Satz: ‚Ein 'Tatort' lebt doch aus der Kulisse.’

Der vom WDR in Dortmund als ‚vierter Mann’ mit viel Medienrummel präsentierte Stefan Konarske (…) spielt den Polizeioberkommissar Daniel Kossik. Der hat, obwohl erst Anfang Dreißig, eine Laube im Schrebergarten stehen. Natürlich hat Kossig eine Dauerkarte von Borussia Dortmund, natürlich war sein Vater auf Zeche. Sein Bru-
der soll ein arbeitsloser ‚Grubenarbeiter’ sein, heißt es im Pressetext – was im Ruhrgebiet natürlich niemand je-
mals so sagen würde: Im Revier heißen Berg(arbeiter) Bergleute [Sing. eher: „Berchmann“; H.R.] – oder Kumpel. (…)

Doch aus Kostengründen wird ein Großteil des Films sowieso in Köln (;-) ) gedreht – alle Innenaufnahmen entstehen am Rhein. ‚Film kostet Geld’, sagt Gerhard Henke, der beim WDR Leiter des Programmbereichs 'Fern-
sehfilm, Kino und Serie' und - vielleicht noch wichtiger – ‚Tatort-Koordinator’ der ARD ist: ‚Und Geld, das sind
Ihre Gebühren.’

http://www.taz.de/Erster-Dortmund-Tatort-im-Herbst/!89035/
(Hervorh.; H.R.)

Schwatt-gelbe Grüße

Iss datt so zu vastehn': Wegen unsam (erfolgraichen)
BVB sind de Immobilienpreise etc. in Doatmunt viel
höha sind als die in Kölle?
Na dann: „Wer jetzt kein Haus hat,
baut sich keines mehr!"

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"Tatort Dortmund"

krull, Am gelben Pylon, Dienstag, 06. März 2012, 10:32 @ Herr Hrdlicka

"Arbeitslose Grubenarbeiter" das ist nicht nur semantischer Blödsinn, das ist auch ein ökonomischer Widerspruch in sich. Seit der Gründung der Ruhrkohle AG hat es im Bergbau meines Wissens keine betriebsbedingten Kündigungen mehr gegeben. Es sollte bei Strafe verboten werden, dass Rheinländer im allgemeinen und Kölner im besonderen ihre dörflich begrenzte Weltsicht überschreiten und ihre Klischees metastasengleich weiter verbreiten. Mir graut jetzt schon vor der ersten Folge.

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"Tatort Dortmund"

Kruppi, Dienstag, 06. März 2012, 11:02 @ krull

Den Strukturwandel können wir aber akzeptieren - vom Kündigungstheorem einmal abgesehen. Es gibt kaum noch Schächte. In Dortmund schon mal gar nicht. Der Ausstieg aus der Steinkohle ist beschlossen. Auch hier haben wir einen deutlichen Produktivitätszuwachs, weil es eben immer bessere Maschinen gibt. Eine Montanindustrie kannst Du suchen in Dortmund. War der Ruhrbergbau früher stilbildend in unserer Heimat, spielen Zechen einfach keine Rolle mehr. Minister Achenbach und - Stein habe ich sterben sehen. Da gibt es jetzt Gewerbegebiete und Denkmalschutz.

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"Tatort Dortmund"

krull, Am gelben Pylon, Dienstag, 06. März 2012, 12:53 @ Kruppi

Den Strukturwandel können wir aber akzeptieren - vom Kündigungstheorem einmal abgesehen. Es gibt kaum noch Schächte. In Dortmund schon mal gar nicht. Der Ausstieg aus der Steinkohle ist beschlossen. Auch hier haben wir einen deutlichen Produktivitätszuwachs, weil es eben immer bessere Maschinen gibt. Eine Montanindustrie kannst Du suchen in Dortmund. War der Ruhrbergbau früher stilbildend in unserer Heimat, spielen Zechen einfach keine Rolle mehr. Minister Achenbach und - Stein habe ich sterben sehen. Da gibt es jetzt Gewerbegebiete und Denkmalschutz.

Den Strukturwandel kann man nicht akzeptieren, man muss ihn akzeptieren, er ist ein historisches Faktum, allein der in diesem Zusammenhang überbordende Euphemismus, der alles und nichts abgesegnet, bedarf der kritischen Bestandsaufnahme. Es gab Zeiten, da war jede drittklassisge IT-Hinterhof-Klitsche der große Aufbruch in die Zukunft, obwohl die Nerds schon vor dem ersten Handschlag ihr Motto hatten: "Take the money and run".
Dass der Bergbau und mithin die Kumpel nur mit gigantischen Mílliarden-Subventionen überlebten, ist zuallererst dem politischen Druck zu verdanken. Habe unlängst eine alte Reportage von Dortmunds größter Bergarbeiter Demo, Huckarde Herbst 1967, aus dem Archiv gefischt. Dagegen ist die Occupy- Bewegung "Woodstock reloaded".
"Aktionäre an die Wand- Bergbau in des Kumpels Hand.", unterlegt von der Internationalen und das war noch der gemäßigte Teil. Bonn, wo damals die große Koalition regierte, scherte sich einen Dreck um die Kohle. Die hatten bundesweit die erste große Rezession an der Backe: Strauß und Schiller wollten den Bergbau an die Wand fahren. Erst der Druck aus dem Ruhrgebiet (inkl. der NRW-SPD) machte, ich verkürz mal, diesen gleitenden Sinkflug der Kohle möglich. Ob es dazu Alternativen gegeben hätte, in Geschwindigkeit und Ablauf, das weiß ich ehrlich gesagt nicht.

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"Tatort Dortmund"

Kruppi, Dienstag, 06. März 2012, 14:27 @ krull

Natürlich war der politische Druck groß. Hingen ja auch viele Schicksale dran. Das ist vielleicht der historische Malus der Landes SPD, dass sie hier viel zu lange Gewehr bei Fuß stand und den Menschen Blödsinn erzählt hat. Gegen die Kumpel und ihre Angehörigen war keine Wahl zu gewinnen. Das war in meiner Familie nicht anders.

Das Grundproblem konnte nicht beseitigt werden. Die Kohle starb im Ruhrgebiet schon vor der Globalisierung - das ist bemerkenswert. Ich selber habe vor über 15 Jahren mit einem Importeur verhandelt, der den Koks aus Polen besorgte - weil viel billiger. Da durfte Deutschland sich auch mit den Gruben im Osten balgen. Vorher gab es nur Amerika und Australien. Der Importeur verkaufte seine Ware dann an hiesige Hütten, die da waren, wo nur ein paar Kilometer entfernt die Kohle abgebaut wurde. Die modernste Kokerei der Welt war hier. Interessierte alles nicht, weil der Markt es nicht wollte. Gelsenkirchen war ja auch mal Textizentrum, und in Bochum denken sie über Opel nach. Opel war ja auch mal so eine Art Bergbauersatz.

In Deutschland musste man tief runter, um was zu finden. Jetzt kann man sagen, dass es hier noch human zuging. Schau mal nach Belgien, Nord-Frankreich und UK. Da gab es keine Staats- oder EU-Unterstützung (oder nur kurz).

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"Tatort Dortmund"

krull, Am gelben Pylon, Dienstag, 06. März 2012, 14:56 @ Kruppi

Zur Ehrenrettung der SPD kann man sagen, dass sie in NRW ja erst 1966 an die Macht kam und da die Kohle längst verloren hatte, damals noch nicht so sehr wegen der Importe, das kam später noch drauf. Kohle wurde in den privaten Haushalten erst durch Öl und dann durch Gas ersetzt. Sie war später dann wegen der billigen Importkohle auch für Kraftwerke nicht mehr konkurrenzfähig. Immer wieder beeindruckend bei meiner ersten Schreiberlingsanstellung in der Kohlemetropole Bergkamen: Die Kohle, die sie aus dem hochmodernen Verbundbergwerk Aden/Neumonopol förderten, und dann über den Datteln-Hamm-Kanal im angeschlossenen Kraftwerk verfeuerten, war in der Gesamtaufarbeitung teurer als die Kohle, die aus Australien oder Südafrika um den halben Globus geschippert wurde.

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"Tatort Dortmund"

Kruppi, Dienstag, 06. März 2012, 14:59 @ krull

Australien konnte Steinkohle wohl im Tagebau abbauen. Wie es in SA aussah, weiß ich leider nicht.

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Herr Hrdlicka, Dienstag, 06. März 2012, 15:37 @ krull

Zur Ehrenrettung der SPD kann man sagen, dass sie in NRW ja erst 1966 an die Macht kam und da die Kohle längst verloren hatte ...

"Tatort Kamen":

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"Tatort Dortmund"

Uschi., Dienstag, 06. März 2012, 11:11 @ krull

Meine Freundin arbeitet bei der Ruhrkohle und ist auch zufällig im Bereich Personalentwicklung tätig. Die erzählt mir immer wieder davon, wie wirklich jeder Bergarbeiter, wenn er es will, anderweitig untergebracht wird, mit Umschulungsmaßnahmen und Weiterbildungen, da landet keiner auf der Straße. Ich selber kenne einige, entweder die können schon in Vorruhestand gehen und leben davon sehr gut oder bekommen eben einen neuen Job. Also den "arbeitslosen Grubenarbeiter" gibt es nicht.

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"Tatort Dortmund"

Herr Hrdlicka, Dienstag, 06. März 2012, 11:11 @ krull

"Arbeitslose Grubenarbeiter" das ist nicht nur semantischer Blödsinn, das ist auch ein ökonomischer Widerspruch in sich. Seit der Gründung der Ruhrkohle AG hat es im Bergbau meines Wissens keine betriebsbedingten Kündigungen mehr gegeben.

Moin, lieber Jörg Krull!

Abba so ganz vom Tisch ist dies Thema wohl donnich, oda?

"Mittlerweile fordert die EU-Kommission das Ende der Bergbausubventionen in Deutschland für das Jahr 2014. Ende Juli haben sich die Brüsseler Kommissare in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf diesen frühen Ausstiegs-
termin festgelegt – zur Überraschung auch der Bundesregierung. Seitdem herrscht bei den Bergleuten Angst vor dem Job-Verlust und in der Politik große Verhandlungshektik.

Auch das würde die RAG-Stiftung vor Probleme stellen. Auf Anfrage der Welt am Sonntag sieht die Landes-
regierung auf das Ruhrgebiet Probleme zukommen: 'Eine vorzeitige Stilllegung des Steinkohlenbergbaus hätte zwangsläufig mehrere tausend betriebsbedingte Kündigungen im Steinkohlenbergbau selbst und im Verflechtungsbereich zur Folge.'
Hinzu kommt, dass die öffentliche Hand bei der Finanzierung der Ewigkeits-
kosten einspringen müsste. 10 Milliarden müssen mindestens zusammen kommen – was die Stiftung nicht erwirtschaftet, zahlt der Steuerzahler." (...)

http://www.ruhrbarone.de/bergbau-der-letzte-protest/ 29 September 2010

Auma nen Blick inne Lesabriefe werfen ;-) ! Gelten z. B. "Abgefundene", die danach stellungslos blieben, als "Arbeitslose"? Und vielleicht hat "dem (Ober-)Kommisar sein Bruder" selba in 'n Sack gehauen!? ;-)

Es sollte bei Strafe verboten werden, dass Rheinländer im allgemeinen und Kölner im besonderen ihre dörflich begrenzte Weltsicht überschreiten und ihre Klischees metastasengleich weiter verbreiten. Mir graut jetzt schon vor der ersten Folge.

Bedient werden sollen ja wohl auch die Klischees der TV-Glotz..., äh -Gucker im Rest der Republik. Eine ent-
täuschte Erwartungshaltung erzeugt oft Frust (Einschaltquoten!); abba wem sarich das!

Ich - für meinen Teil :-D - bin neugierig auf die erste(n) Folge(n), ja, freue mich darauf, de!

Gruß nach Doatmunt!
Herr Hrdlicka

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"Tatort Dortmund"

Kruppi, Dienstag, 06. März 2012, 10:50 @ Herr Hrdlicka

Wenn ich kurz ergänzen darf: Im Münster-Tatort spielte eine Tankstelle aus Stommeln mit. Stommeln ist ja in der Nähe von Köln. Die habe ich ganz sicher erkannt, weil ich ein paar Jahre dort lebte.

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"Tatort Dortmund"

krull, Am gelben Pylon, Dienstag, 06. März 2012, 11:05 @ Kruppi

Und alle Kiezszenen bei "Schimanski", in denen es besonders runtergekommen nach Ruhrgebiet aussehen sollte, wurden in Köln-Chorweiler gedreht.

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"Tatort Dortmund"

Schwejk, Dienstag, 06. März 2012, 11:05 @ Kruppi

Was ist all das schon gegen eine Produktion des DFF, des Deutschen Fernsehfunks (DDR), der mal ein Doku-Spiel über den Bundesligaskandal ausstrahlte.

Szenen aus dem Stadion Rote Erde einschließlich An- und Abfahrten von einem Parkplatz an der Westfalenhalle.

Selten sah ich so'ne Masse von Trabis und Wartburgss am Stadion bzw. an der Westfalenhalle. Sogar ein Moskwitsch war zu sehen. ;-)

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"Tatort Dortmund"

Herr Hrdlicka, Dienstag, 06. März 2012, 11:51 @ Kruppi

Wenn ich kurz ergänzen darf: Im Münster-Tatort spielte eine Tankstelle aus Stommeln mit. Stommeln ist ja in der Nähe von Köln. Die habe ich ganz sicher erkannt, weil ich ein paar Jahre dort lebte.

Moin, lieber Kruppi!

Jörg Krull seinerzeit:

Zwei dicke Dortmund-Patzer sind dem Autoren allerdings unterlaufen, ...

und ausgelobt hat Herr Krull dann:

wer es irgendwann mal liest und rausfindet, kriegt nen Semmler-Pils.

Schade, zu entdecken gilt es ja zwei fette Dortmund-Patzer. Iss Münsta
nich doch inzwischen Voaort von Doatmunt? ;-) Das Semmler-Pilsken hätte ich
Dir sowatt von gegönnt :-P !

http://www.bvb-fundament.de/index.php?id=30066

Dennoch dickes Kompliment: Bist ja "dem Täter auf der Spur" ...

Schwatt-gelbe Grüße
nach Müllem
P. S. Gerade noch watt
Aktuelleres als vorhin
gefunden:
http://www.igbce.de/portal/binary/com.epicentric.contentmanagement.servlet.ContentDeliveryServlet/site_www.igbce.de/static_files/PDF-Dokumente/ce83d554d1e6ca519cb4762835bf21ca.pdf

Aus 2005:
"Es ging einfach nicht mehr. Ständig Rückenschmerzen, die Beschwerden nahmen zu, zwei Bandscheibenvorfälle. Dirk Stellmacher, gerade erst 30 Jahre alt, konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. 15 Jahre hatte er als gelernter Industriemechaniker bei den Kumpels im Bergbau gearbeitet, zuletzt im Bergwerk Lippe, Schacht Polsum. Dann war Schluss. Arbeitslosigkeit drohte."

Klar, "Polsum" iss nich Doatmunt; und ein Indusriemechaniker is kein Hauer.
http://www.caritas-nrw.de/wai1/showcontent.asp?ThemaID=618 :-D

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